Hochzeit 2.0 | Alles auf Anfang.

Die Haut ist sonnengeküsst, der Rotwein befindet sich im Glas und mein Sí Passione Parfüm schwebt in der Luft – ich bin nun bereit dazu, diese Zeilen über unsere Hochzeit zu tippen. Mein letzter Beitrag ist ja wieder ein Weilchen her. Ich dachte eigentlich, dass ich gerade JETZT in dieser Zeit einen Blogpost nach dem Nächsten raushauen werde, da wir alle brav zuhause geblieben sind. Aber ich habe – wie viele andere auch – erstmal versucht, irgendwie klar zu kommen. Den Kopf zu sortieren und vor allem positiv zu bleiben.

I mean: Ich habe wirklich oft vor unwahrscheinlichen Situationen Angst und verfalle manchmal völlig grundlos in Panik, aus der mich Mazi dann wieder retten muss. Aber noch nicht mal ICH hätte auch nur einen Gedanken an ein Virus verschwendet, der alles und jeden zum Stillstand zwingt.

Zum Virus selbst will ich jetzt keine großen Worte verlieren. Es wird schon so viel darüber geredet und diskutiert – ich will mich da gar nicht erst mit meiner Meinung einreihen. Aber unsere Hochzeit wurde – obviously – ebenfalls gecancelt. Ich will nun darüber schreiben, wie das für uns war, was wir dadurch realisiert haben und wie wir jetzt weiter planen.

Für den Blogpost habe ich die Fotos von unserem großen Italien Roadtrip benutzt. Warum, wird im Laufe des Beitrags ganz schnell klar. Mazi und ich sind uns auch einig, dass es das Spontanste & Schönste war, was wir bisjetzt erlebt haben. Bella Italia, mi amore!

Der erste Gedanke

Als wir uns verlobt haben, war mein ALLER erster Gedanke: Italien! Dieses Land ist quasi meine zweite Heimat. Meine Eltern sind schon mit ihren Eltern jedes Jahr dort hingereist, als sie klein waren. Die Tradition wurde dann fortgesetzt und seit meiner Geburt war ich jedes Jahr (manchmal auch zwei mal im Jahr) dort. Der beste Freund von meinem Vater ist gebürtiger Venezianer und hat uns die schönsten Ecken in Venedig gezeigt. Ich werde nie vergessen, wie sich das angefühlt hat, als ich einmal ganz alleine durch Venedig gelaufen bin. Egal wie oft ich in dieser Stadt war, sie fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.

Ich war wahnsinnig zaghaft mit der Idee, die Hochzeit tatsächlich in Italien auszurichten. Also habe ich es nur einmal ganz kleinlaut erwähnt, aber dieser Plan wurde sofort im Keim erstickt. Wir sollen realistisch bleiben. Also gut, Deutschland hat schließlich auch Weingüter. Wir suchen uns einfach dort etwas, wo wir mit 30 Gästen schön feiern können. Mazi hat mir nämlich immer klar gemacht: Wenn wir heiraten, dann im kleinsten Kreis.

Da war uns aber noch nicht so richtig bewusst, dass Hochzeiten ein ganz schön krasses Business sind, und dass wir an Samstagen für mind. 80 Personen zahlen müssen. Also haben wir von 30 auf 80 erhöht CLICK. Ich will an dieser Stelle nochmal explizit betonen, dass diese Entscheidung NICHT von mir kam! 😀 Ich hätte mich nie getraut zu fragen “Na Schatzi, wie wär’s? Big fat wedding mit 80 Peopelz?!!!1!11!!!”

Ich weiß nicht mehr, wann es genau passiert ist, aber irgendwann dachten wir uns beide: “F*ck it! Dieser Tag wird ein einmaliges Familienfest, wir ziehen das RICHTIG groß auf!” Und ich dachte mir erst noch: YEAH! Große Traumhochzeit! So wie in den ganzen Hochzeitssendungen!

Der eine Moment

Der große Hochzeitstermin – jetzt kann ich es ja verraten: 16.05.2020 – rückte immer näher. Damit stieg auch der Stresslevel bei mir ins Unermessliche und ich hab mir Sorgen um Sachen gemacht, die mir eigentlich scheiß egal hätten sein müssen. Als Beispiel: Wir hatten noch keinen Hochzeitstanz einstudiert, sondern nur EINE einzige Tanzstunde gehabt, bei der ich sofort gemerkt habe: Wir sind dafür generell nicht geschaffen.

Allein die Tatsache, dass Mazi schon so oft erwähnt hat, dass er an dem Tag erst richtig abschalten kann, wenn dieser Tanz vorbei ist, war eigentlich schon Alarmsignal genug. Mir waren Hochzeitstänze eigentlich völlig egal, aber wenn man schon so groß feiert, braucht man das ja, oder?!
Und eine Torte. Eine Torte ist ebenfalls ein Muss. ICH HASSE TORTEN! Ich esse noch nicht mal Kuchen. Aber okay, eine große Hochzeit braucht eine große Torte! Got it!

Der Höhepunkt kam dann, als wir bei meinen Eltern waren und ich DEN Moment hatte. Mazi hat mich nicht mehr wieder erkannt – you know what I’m talking about! Ich hatte meinen absoluten Nonplusultra-Bridezilla-Moment und bin ausgetickt wie noch nie, als es um das Brautstyling ging. Allein deswegen, weil es so eine große Hochzeit war und meine ganze Unsicherheit zum Vorschein kam. Es ist so ein großer Tag – ich MUSS doch perfekt aussehen.

Der einzige Grund

Wir ließen den Bridezilla-Moment mal so stehen und stempelten ihn als einmaligen Ausraster ab. Immerhin bekommt jede Braut einmal Panik kurz vor der Hochzeit. Aber irgendwie schwebten immer noch negative Gedanken wie eine schwarze Wolke über uns. Noch bevor Corona so richtig ausbrach und zum Problem wurde, mussten wir eine Entscheidung treffen.

Zeitgleich kam nämlich hinzu, dass wir nun offiziell das Haus in meiner Heimat gekauft haben! Ich weiß noch, dass ich letztes Jahr zu Mazi gesagt habe: “Der einzige Grund, für den ich meine Hochzeit freiwillig absagen würde, wäre das Haus.” Und wenn man ein ganzes Vermögen in sein neues Zuhause investiert, wo eigentlich jeder Cent in die Renovierung fließen muss, erscheint es so abgrundtief falsch, für knapp 30.000€ zu heiraten. Deswegen kam auch – zur Überraschung aller – der Vorschlag von mir, einfach ALLES abzusagen.

Während dann jeder von meiner Familie davon ausging, ich würde heulend mit meiner Flasche Rotwein in der Ecke sitzen, spürte ich zum ersten Mal, dass es genau die richtige Entscheidung war. Ich hakte voller Energie wie eine Verrückte auf die Tastatur meines MacBooks ein um jedem Dienstleister Bescheid zu geben und wir gingen schon davon aus, dass wir dadurch viel Geld verlieren würden. Aber dann kam Corona – BÄM. Es wurde sowieso alles lahm gelegt, also überließen wir jedem Dienstleister die Anzahlung und konnten alles ziemlich stressfrei absagen.

Ich werde nie vergessen, wie Mazi und ich völlig neben der Spur in unserem Büro saßen und uns bewusst wurde, dass wir gerade unsere gesamte Hochzeit absagen. Ein Jahr Planung – Puff – weg. Es war für uns beide beängstigend und gleichzeitig befreiend. NIEMALS hätte ich damit gerechnet, dass ich meine Hochzeit einmal absagen würde. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Im luftleeren Raum

Das war’s also. Keine Hochzeit. Ich habe deswegen keine Träne vergossen, weil mir bewusst war, wie gut es uns eigentlich ging und das es definitiv die richtige Entscheidung war. Als die ganze Corona-Krise dann so richtig losging, war ich mit dem Kopf sowieso ganz woanders und mir war auch stets bewusst, dass wir unglaublich dankbar sein können, für das, was wir alles erleben & haben dürfen. Ich hab den Gedanken an die Hochzeit ganz weit nach hinten geschoben.

Das Eigenheim stand und steht jetzt im Vordergrund! Wir haben unser Haus gekauft und wir werden dieses Jahr dort einziehen. In das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Ich sag’s euch, dieses Gefühl ist nach wie vor einfach unbeschreiblich und nicht greifbar für mich. Ich realisiere das immer noch nicht wirklich, dass das alles tatsächlich passiert.

Aber nach und nach trudelten dann die ganzen Sachen ein, die ich extra für unsere Hochzeit bestellt hatte. Mein Headpiece, meine Ohrringe, etc.pp. Dann wurde mir bewusst, dass mein wundervolles Brautkleid noch irgendwo in diesem Brautmodenladen hängt. Unangepasst. Ständig fiel mir auf, dass wir noch keine Eheringe ausgetauscht haben und sich einfach alles so halbgarig anfühlt. Ich fühle mich definitiv noch nicht verheiratet. Das Ganze schwebt irgendwie im luftleeren Raum.

Zurück zu den Wurzeln

Ich habe aber nicht mehr weiter darüber gesprochen weil ich davon ausging, dass das Thema für niemanden noch eine Prio besaß. Ich hatte die Befürchtung, dass die Hochzeit für alle anderen aufgehoben anstatt aufgeschoben war und ich die Einzige bin, die sich noch ernsthaft in die nächste Runde stürzen wollte. Und das raubte mir jede Energie, auch nur einen weitere Gedanken in die Planung zu stecken. Ich schwebte also irgendwie ebenfalls in diesem luftleeren Hochzeits-Raum.

Vor kurzem haben wir meine Familie besucht und nach 2 – 3 Flaschen Vino sprachen sie plötzlich die Hochzeit an. Ich weiß wirklich nicht warum, aber auf einmal erinnerten sie mich an meinen ursprünglichen, ersten Gedanken: Italien. Es kam von ihnen eine ganze Welle an Ideen und Plänen, wie man eine Hochzeit in Italien tatsächlich umsetzten könnte und das war purer Balsam für die Seele, sag ich euch! Ich bin aufgeblüht wie ein Zitronenbaum und hab es gewagt, dieser Idee wieder etwas Raum in meinem Herzen zu geben. NUR EINEN GANZ KLEINEN RAUM! Ich hatte noch zu sehr Angst davor, dass der Wunsch erneut im Keim vom Realismus erstickt wird.

Dann hatte ich heute (also am Sonntag den, 19.04.2020) nach einem wunderschönen Video-Gottesdienst ein wirklich wundervolles Skype-Gespräch mit einer Braut / Hochzeitsfotografin, der es ähnlich ging. Mit dem Unterschied, dass sie schon ihre ganze Hochzeit in Italien fertig geplant hatte! Ich habe wirklich selten einen liebevolleren Menschen kennengelernt als die zuckersüße Vanessa und nach einer Stunde gemeinsamen Träumen hat sie mir nicht nur ganz viel Tipps gegeben, sondern auch die volle Dröhnung an Hoffnung geschenkt. Sie ist mein persönlicher Hochzeitsengel, der mich einen riesigen Schritt näher zu genau meinem Traum gebracht hat.

Hochzeit 2.0

Je mehr ich nun über das Ganze nachgedacht habe, desto unglaublicher finde ich es. Es ist genau das, was ich immer wollte. Was WIR immer wollten und irgendwie ist es davor total eskaliert. Wir wollten es eigentlich klein & einfach halten und mir war Italien unglaublich wichtig. Das Land in dem ich seit meiner Geburt jedes Jahr war und zu dem ich so eine Verbundenheit spüre. Ich wollte mit dem engsten Familienkreis an einem langen Holztisch mit unzähligen Kerzen sitzen, italienisches Essen inhalieren, viel Wein trinken und mein wundervolles Kleid tragen während im Hintergrund “Il Mondo” läuft. Und genau DAS werde ich jetzt in Angriff nehmen. Ohne Hochzeitstanz! Mit Zitronen und Olivenzweigen als Deko. Wer Italien hat, braucht nicht mehr.

Achtung, jetzt wird’s noch etwas cheesy: Es war mein allererster Gedanke, so klein wie ein Samen. Er wurde ganz schnell fallen gelassen und lag unberührt auf dem Weg, bis ihn ein kräftiger Sturm davon geblasen hat. Kaum bekommt er etwas Erde und Wasser, gedeiht daraus eine neue Idee. Eine viel schönere Idee, die den tatsächlichen Herzenswunsch inne hält. ♥ Mit genau dieser Familie CLICK

DUNI OVER AND OUT.